Es
war schon sein Kindheitstraum, Comic-Zeichner zu werden, angeregt von den
„Micky Maus“-Geschichten. Weil es dafür keine anerkannte Ausbildung gab,
wurde aus ihm ein Lithograf. In Bremen, während des
Grafik-Design-Studiums, störte ihn „das theoretische Rüstzeug zur
Konsumentenverblödung“; Lithografenkittel an den Nagel hängte, „um
selbständig zu arbeiten. Jeden Tag, wenn ich mich an den Zeichentisch
setze, empfinde ich eine tiefe Dankbarkeit, dass ich diesen Beruf habe und
keinen anderen.“„Fehlschaltungen im Hirn
sind hilfreich bei der Ideenfindung“
Harm Bengen, 1955 im ostfriesischen Arle geboren, alleinerziehender
Vater einer Tochter, lebt heute in Neu-Ulm. Der Van-Morrison-Fan schätzt
die scharfe, pointierte Zuspitzung in seinen Bildgeschichten. „Es sind
Glücksmomente, wenn aus Cartoons Plakate oder Transparente entstehen wie
für die IG-Metalljugend zur Demonstration gegen die Rente mit 67; ebenso
schön ist, das Herz der Menschen zu erfreuen, sie mit klugem Witz zum
Lachen zu bringen.“ Dies gelingt dem sympathischen Künstler auch im
neuen Buch. Wie sich die Zeiten ändern, das lässt sich an der Sprache
feststellen, wenn sich die Mutter bei ihrem Benjamin erkundigt: „Und? Was
habt ihr heute in Deutsch gemacht?“ Coole Antwort: „So’n Teamwork mit
Brainstorming über Joint Ventures.“ Unaufhaltsam ist der Fortschritt in
den neuen Medien. Olaf versucht gerade, „’n viertel Pfund Kalbsleberwurst
bei Ebay zu ersteigern“. Pech hat der schwafelnde Zeuge Jehovas, dem
inmitten der
|

überraschten Zuhörer ein peinliches Missgeschick widerfährt: „Es
dauerte etwas, bis der Wachturmverkäufer merkte,dass er heute die falsche
Tasche dabei hatte“ – in der er seine Pornohefte aufbewahrt! Dagegen hat
Fred, einst stolzer „ICH-AG“-Besitzer, Mitleid verdient. Er hängt groggy
im Sessel und an der Pulle, beichtet zerknirscht seiner erschütterten
Frau: „Ich hab mich entlassen! Ich bin ’ne faule Sau! So was kann ich in
meiner Firma nicht brauchen.“ Fantasievoll, schlitzohrig und amüsant
sind die farbenprächtigen Bildergeschichten von Harm Bengen, dem großen
Könner der Cartoon-Szene.
Buchtipp: Harm Bengen: Unser
Shit-and-Fun-Center? Cartoons. Oldenburg: Lappan Verlag 2007. 64
farbige Seiten, 10 EUR Kontakt:
www.harmbengen.de
Kuno Bärenbold Schriftsteller in Karlsruhe
auch im Internet unter: www.kuno-baerenbold.de |
 |
|